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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Zwiebeltürmle und Blech: Der junge Waldstetter Stefan Zolynski und sein Meisterstück

Bis zum morgigen Sonntag ist in der Ausstellung „Blech-​Masters“ in Stuttgart ein Kirchturm zu sehen, der dem Gmünder Raum zur Ehre gereicht – ein Meisterstück, das seinem Namen gerecht wird. Die RZ sprach mit dem frischgebackenen Klempnermeister Stefan Zolynski.

Freitag, 31. Januar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 10 Sekunden Lesedauer


WALDSTETTEN (bt). Er ist Klempner von Beruf. Stefan Zolynski hatte andere Träume, wie nicht anders zu erwarten: Welcher Bub will nicht Feuerwehrmann werden. Aber bereits als sich nach der mittleren Reife der Schritt ins TG anbot, entdeckte der junge Waldstetter die Freude am Handwerk, das ihm praktisch in die Wiege gelegt wurde – in der Bauflaschnerei seiner Eltern in Waldstetten. Druck, sich für diesen Beruf zu entscheiden, hat es nicht gegeben. Wieviel Zeit und Kraft diese Laufbahn ihn kosten würde, war freilich abzusehen – dafür stand und steht sein Vater. Aber für Stefan Zolynski ist sein Beruf auch einer der kreativeren unter den Handwerksberufen. Einer, der ausreichend Potenzial birgt, ihm ein ganzes Arbeitsleben zu widmen. Den Beweis hat er selbst mit seinem Meisterstück angetreten.
Die Klempner sind im Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) organisiert, sind freilich nicht, wie viele irrtümlich glauben, für die Sanitärinstallationen zuständig. Klempner – auch Flaschner, Spengler, oder im Schweizerischen Blechner genannt – arbeiten wirklich mit Blechen, verarbeitet in Fassadenbekleidungen („verkleiden ist was für den Fasching“), Blechdächern, Ablaufrohren, Dachrinnen, auch mal in eigenwilligen Wasserspeiern wie einem Drachenkopf.
Für die Meisterarbeit sollte es etwas Kreatives sein – viele Meisterschüler wählen klassische Ziergegenstände wie Vase, Karaffe oder Zimmerbrunnen. Das war dem Waldstetter nicht praxisnah genug. Die anderen Möglichkeiten, ein Dachmodell etwa mit kleiner Gaube oder blechverkleidetem Kamin, war, na ja, nicht so anspruchsvoll, wie er sich das gewünscht hat. Natürlich gibt es Söhne und Töchter, die im Wissen um einen sicheren Job im elterlichen Betrieb nicht ganz so viel Einsatz zeigen: Für einen wie Stefan Zolynski kommt das nicht in Frage. Glaubwürdig sein, in dem was er tut, ist ihm wichtig. Es ist in jedem Fall schwer, meint er, den Leistungsvorstellungen seines Vaters gerecht zu werden, und irgendwie sind seine eigenen Ansprüche kaum geringer. Zeit für Freundin, für seine Suzuki GSXR750 auf Straße und Motorrad-​Rennstrecke sowie für die Meerwasseraquaristik muss dennoch bleiben; das ist der einzige Kompromiss, den er eingeht.
Der 23-​Jährige hat sich in seiner Meisterausbildung für ein freihändig entworfenes und geplantes Kirchturmmodell entschieden. „Ich mag Kirchen, vor allem solche mit Zwiebelhaube“, meint er lächelnd. In Augsburg gebe es einen sehr schönen Zwiebelturm, aber seinen hat er noch nirgends gesehen. Um den maximalen Schwierigkeitsgrad zu erreichen, hat er das Ganze auch noch in sich gedreht. Das Stück besteht im Wesentlichen aus einem siebeneckigen Sockel aus Sandstein, sieben Messingsäulen, siebeneckiger Schürze der Zwiebelhaube und einer Glocke, die Zwiebelhaube selbst mit nach innen gerichteten Fälzen und einer runden Spitze aus Messing mit Messingkugel: Und das ist alles selbst gemacht!
Kein Wunder eigentlich, dass seine Arbeit – mit nur einer weiteren – die Rupert-​Mayer-​Schule beim Internationalen Klempnertag in Würzburg repräsentierte und jetzt ein Herzstück der Ausstellung Blech-​Masters ist. Künftig wird diese Turmspitze im Waldstetter Betrieb zu finden sein und vielleicht andere junge Leute auf die Idee bringen, den Traumberuf Astronaut oder Lokführer zugunsten eines Handwerks aufzugeben, dessen blecherner Boden ein guter ist.

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