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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Kaffeebergweg: Nach 100 Jahren geht es ganz schnell

Die Stadt will den Kaffeebergweg sanieren lassen, für sie ist es der „erste planmäßige Ausbau“ des steilen Wegs überhaupt. Der Gemeinderat verschob einen Beschluss darüber auf den 26. November – den Anliegern geht es immer noch zu schnell.

Montag, 03. November 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 40 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Irgendwann kommt’s. Den Kaffeebergweg, der steil und in etwa parallel zur Mutlanger Straße hinauf zur Franz-​Konrad-​Straße führt, gibt es seit 110 Jahren. Damals wurden die ersten Wohnhäuser errichtet, es entstand eine sehr gediegene Halbhöhen-​Wohnlage. Erschließungsbeiträge wurden dort über ein Jahrhundert lang nicht fällig. Doch jetzt hat es die Stadt sehr eilig damit.
Warum, stellte Tiefbauamtsleiter Jupp Jünger den Anliegern bei einer Begehung am Montagnachmittag dar: Es häuften sich die Wasserrohrbrüche, die Stadtwerke wollten jetzt die Leitungen sanieren. Im selben Aufwasch soll der ganze Weg ausgebaut werden, zum ersten Mal planmäßig, weshalb Erschließungsbeiträge fällig werden. „Es ist immer ein unbeliebtes Thema“, sagte Jünger. Aber andererseits: So günstig wie jetzt werde es für die Anlieger nicht mehr werden: 30 Prozent der Gesamtkosten für die Straßenbauarbeiten in Höhe von 600 000 Euro tragen die Stadtwerke, mithin 180 000 Euro. Der Anteil der Stadt beläuft sich auf 420 000 Euro, für die neue Straßenbeleuchtung werden 55 000 Euro veranschlagt, insgesamt 475 000 Euro. Davon müssen die Anlieger 95 Prozent übernehmen – 451 000 Euro. Auf die einzelnen Eigentümer kommen fünfstellige Beiträge zu, „dafür können Sie sich einen Kleinwagen kaufen“, wie einer sagte.
Die Anlieger erfuhren davon Anfang Oktober, eine Informationsveranstaltung für sie fand am 13. Oktober statt. Am 15. Oktober hätte der Gemeinderat entscheiden sollen. Diese kurze Frist hielten die Anwohner nicht für korrekt, worauf die Stadtverwaltung die Entscheidung vertagte. Jetzt soll am 26. November im Rat beschlossen werden. Die konkrete Ausbauplanung muss das Tiefbauamt erst noch vorlegen. Ausgebaut wird nur auf öffentlichem Grund, nicht auf privaten Randstreifen und Einfahrten, wiewohl diese in den Weg teils nahtlos übergehen, „aus rechtlichen Gründen, sonst könnten Anlieger gegen die Beiträge klagen“, so Jünger.
Zuvor also noch der Ortstermin, auch mit dem Ziel, die Kosten zu minimieren. Die Anlieger, die sich in einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben, sollten ihre Vorschläge und ihr Wissen einbringen, „es ist ein Geben und Nehmen“, so Jünger. Die Anliegerbeiträge waren dabei nicht Thema, standen aber gleichwohl immer im Hintergrund. So beging die anfangs 30-​köpfige Gruppe den Weg von oben nach unten. An der Einmündung der Franz-​Konrad-​Straße regten Anlieger eine Verengung an, „hier pfeifen die Radler vom Rehnenhof nur so rein.“ Im oberen Teil, so wurde allgemein gewünscht, soll der Weg auf seiner ganzen Breite von sechs Metern asphaltiert und auf den Schotterstreifen verzichtet werden. Parkplätze wird es hier nicht geben, versicherte Jünger.
Dann ging man Meter für Meter vor, zwei Stunden lang für 500 Meter. Im Wesentlichen wird es so sein, dass talseitig eine Rinne für das Oberflächenwasser angebracht wird, bergseitig sollen Randsteine gesetzt werden. In einigen Bereichen wird man ohne Randsteine auskommen, anderswo reichen Einfassungmauern bis zum öffentlichen Grund, und an manchen Stellen wechselt die Rinne die Straßenseite. Angebracht werden sollen sogenannte Bergeinläufe, damit das Wasser tatsächlich in den Kanal fließt.
Auf wenig Gegenliebe stieß die Absicht, die Beleuchtung samt bestehender Masten komplett zu erneuern. Es genüge, die Leuchten zu reinigen und/​oder nachzurüsten, so die Meinung der Anlieger. Die Stadtwerke könnten die Freileitungen beseitigen, ohne die Masten abzuräumen.
Für das Endstück vor der Einmündung in die Mutlanger Straße wurde angeregt, es etwas tiefer auszukoffern und die Kuppe zu beseitigen, damit es etwas weniger steil sei.
Ihre wichtigste Anregung äußerten die Anwohner zum Schluss: Seit vier Jahren träten die Wasserrohrbrüche nicht mehr so häufig auf, die Stadtwerke könnten noch zuwarten. „Es ist dreist, die Erschließung so im Schweinsgalopp durchzuziehen“, so einer der Anlieger. Nachdem 100 Jahre lang andere Dinge wichtiger gewesen seien als die planmäßige Erschließung des Kaffeebergwegs, sei es nur billig, den Ausbau um ein Jahr zu verschieben. Damit hätten die Anlieger Zeit genug, ihn mit ihren eigenen Planungen in Übereinstimmung zu bringen.

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