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Fußball, 3. Liga: Heidenheims Trainer Frank Schmidt spricht im Interview über die Rolle des Tabellenführers in der 3. Liga

Der FC Heidenheim marschiert durch die 3. Liga wie keine zweite Mannschaft. Der Aufstieg scheint nur eine Frage der Zeit. Die RZ wollte wissen, wie Frank Schmidt mit der eventuellen Gefahr der großen Sicherheit an der Tabellenspitze umgeht und wie greifbar der Aufstieg nun ist.

Dienstag, 04. Februar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Ist das Wort Aufstieg ein Tabuwort bei Ihnen?
Nein, überhaupt nicht. Es war in der Vergangenheit tragisch, dass wir zweimal mit nur einem Punkt an der Relegation gescheitert sind. Wir haben nach der letzten Saison aber nur eine Nacht gebraucht, um das zu verarbeiten. Dann haben wir gesagt, wir nehmen einen neuen Anlauf. Die Rahmenbedingungen hat der Verein zur Verfügung gestellt. Leistungsträger wurden gehalten, neue Spieler geholt, um wieder anzugreifen. Dass das in dieser Art und Weise so gut funktioniert, damit haben wir natürlich auch nicht rechnen können. Das Wort Aufstieg ist nicht verboten, aber wir beschäftigen uns lieber mit unseren Aufgaben. Wir sollten nicht ständig davon reden, sondern uns auf unsere Aufgaben konzentrieren.
Also haben Sie die Favoritenrolle in der 3. Liga angenommen?
In einer Umfrage des „kicker“ vor der Saison hat fast jeder Trainer gesagt, wir seien der Topfavorit auf den Aufstieg. Da habe ich schon gesagt, dass das nicht korrekt ist. Wir sind sicher nicht der Topfavorit gewesen, aber eine von diesen sechs oder sieben Mannschaften, die ganz klar um den Aufstieg mitspielen wollten.
Wie haben Sie es denn nun geschafft, Ihre Spieler nach dem bitteren Ausgang der vergangenen Saison aus diesem Loch der Enttäuschung zu holen?
(lacht) Da war kein Loch, das war eine riesengroße Grube. Das waren richtige Schmerzen. Das war Enttäuschung. Wir hatten es verkackt. Für mich ist es aber immer so: Ich halte mich nie mit Dingen auf, die ich nicht mehr ändern kann. Ich habe nur die Chance, es in der Zukunft besser zu machen. Nach dieser Situation haben wir uns mit den Spielern zusammengesetzt und Einzelgespräche geführt. Wir haben den Spielern gesagt, dass es weitergeht. Aber ich gebe zu: Die zwei Wochen Urlaub im Anschluss haben gut getan.
Auffällig sind in dieser Saison die wenigen Gegentore. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Hat bei Ihnen ein Umdenken stattgefunden?
Das alles Entscheidende in unserem Spiel ist die Defensivarbeit. Wir haben die Großchancen gegen uns nicht nur halbiert, sondern noch weiter verringert.
Hätten Sie da als ehemaliger Abwehrspieler nicht auch schon eher drauf kommen können?
(lacht) Moment, da haben Sie nicht weit genug in die Vergangenheit geschaut. Ich war in der Jugend jahrelang Stürmer, hab an einer Junioren-​Weltmeisterschaft als Stürmer teilgenommen. Und dieser offensive Grundgedanke ist bei mir heute noch ausgeprägt. Bei mir liegt nicht das Hauptaugenmerk darauf, wie wir kein Tor bekommen, sondern wie wir Spiele gewinnen. Dazu muss man ein Tor schießen. Wir waren schon in der Rückrunde der vergangenen Saison defensiv stabiler. Das braucht eben seine Zeit.
Nun ist es heute doch so, vor allem in den ersten drei Ligen, dass alle Mann, also auch die Stürmer, mit nach hinten arbeiten müssen. Hat da insgesamt ein Umdenken der Trainer stattgefunden?
Absolut. Ein Stürmer hat bei mir keine Chance, wenn er nicht auch mit nach hinten mitarbeitet. Wenige Gegentore zu kassieren, funktioniert heute auch anders nicht mehr. Das sind die ersten Spieler, die gegen den Ball arbeiten müssen. Definitiv, das ist ein Trend.
Was denken Sie, hätte es für Auswirkungen für die Region, wenn der FC Heidenheim in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga spielen würde?
Ich glaube, dass die meisten noch gar nicht wissen, was das bedeuten würde. Das wäre noch einmal ein extremerer Sprung, was die Emotionalität betrifft und wie Fußball gelebt wird. Das würde für Heidenheim, aber auch für die Region einen enormen Schub bedeuten. In der Wahrnehmung, in der Werbung für die Stadt, insgesamt. Natürlich ist das für uns ein großer Ansporn, vielleicht nicht mehr in der „Roten Erde“ (Stadion der U 23 des BVB, d. Red.) spielen zu müssen. Wenn ich da an Köln, Kaiserslautern oder Dresden denke. Da willst Du als Fußballer hin und deswegen werden wir auch alles dafür tun, um den Aufstieg zu schaffen. Aber: Wir haben noch nichts erreicht.
Ist es vielleicht, Stand jetzt, gut, dass Sie und der Verein diese große Enttäuschung am letzten Spieltag der vergangenen Saison erlebt haben?
Absolut. Da gab es einige Spieler, die unter Tränen gesagt haben, dass sie so nicht aufhören werden. Das will keiner mehr erleben. Viele unserer Spieler haben diesen bitteren Moment nicht vergessen. Das hat die Mannschaft insgesamt stärker gemacht.

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