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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Kreisfrauenrat kämpft für den Erhalt des Fernuni-​Studienzentrums Gmünd

Die voraussichtliche Aufgabe des Studienzentrums Schwäbisch Gmünd der Fernuniversität Hagen trifft auf großes Unverständnis. Vor allem die Frauen im Ostalbkreis sind durch die Schließung benachteiligt. Daher fordert der Kreisfrauenrat Ostalb e.V. Land, Kreis und Stadt auf, so schnell wie möglich etwas zu unternehmen.

Montag, 31. März 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 35 Sekunden Lesedauer

Von Felix Deininger
SCHWÄBISCH GMÜND. Bereits im September 2014 soll Schluss sein. Schon letzte Woche wurde klar, dass die Stadt aus der Fernuni aussteigen will. Grund: Das Wissenschaftsministerium stellt die Bezuschussung von 100 000 Euro ein, da die Fernuni im Stuttgart und Karlsruhe eigene Regionalzentren aufgebaut habe. Die Stadt sieht sich jedoch nicht in der Lage, zukünftig für den Betrag aufzukommen. Über 1500 Studenten sind von der Schließung betroffen. Doch vor allem Frauen mit Familie ziehen durch die Maßnahme den Kürzeren,
Die Analyse und Entwicklung des Ostalbkreises vom November 2013 zeigte auf, dass Frauen am Arbeitsmarkt im Kreis unterrepräsentiert sind. Speziell die Erwerbsbeteiligung von hochqualifizierten Frauen ist mit 27,5 Prozent sehr gering. Der Landesdurchschnitt beträgt 33,8 Prozent. Viele Frauen seien daran interessiert, sich zu qualifizieren und einen Hochschulabschluss zu erlangen. „Doch dies mit Familie unter einen Hut zu bringen, gestaltet sich nicht allzu einfach. Dazu ist die technisch geprägte Hochschullandschaft im Ostalbkreis für Frauen weniger attraktiv“, erzählt die Sprecherin des Kreisfrauenrates, Margot Wagner. Die Fernuni Hagen sei dafür eine perfekte Alternative, da sie ein breiteres Studienangebot habe und mit der Familie gut verbinden lasse. Sie sei auch die einzige Alternative, die einen anerkannten Abschluss biete, der mit dem einer Universität gleichzusetzen ist.
Das Hauptkriterium für Frauen mit Familie kein Studium zu beginnen, sei oft die Entfernung zur Hochschule. „Man ist mit der Familie schon ausgelastet. Da macht es einen großen Unterschied ob ich 30 Minuten oder eine Stunde zu meiner Ausbildungsstätte brauche. Die Politik fordert doch, dass Frauen selbstständiger sein sollen. Dann muss man aber auch die richtigen Voraussetzungen schaffen“, meint Dr. Julia Frank, die an der Fernuni promovierte. Auch Karin Stroh und Ulrike Ehrenberg-​Bader schlossen ihr Studium an der Einrichtung ab, und beide bestätigten, dass dies unter anderen Voraussetzungen kaum möglich gewesen wäre. Elke Bochinski ist 37 Jahre alt und angehende Studentin der Wirtschaftswissenschaften an der Fernuni. „Ich habe etwa 20 Berufsjahre vor mir und die möchte ich auch nutzen“, so die vierfache Mutter. Ihr angestrebter Abschluss passe perfekt in den gewerblich ausgerichteten Ostalbkreis, daher müsse man doch gerade hier Unterstützung erfahren. Falls das Studienzentrum nicht erhalten bleibt, plädiert der Kreisfrauenrat für eine gleichwertige Angebotsalternative. Nur durch Bildung sei die Altersarmut zu verhindern, und Frauen, die durch ihren Einsatz in der Pflege oder Erziehung der Kinder bereits einen sozialen Beitrag geleistet haben, werde so ein Studium ermöglicht. „Es sind nur 100 000 Euro, die für den Erhalt fehlen. Ein gleichwertiges Angebot zu schaffen, ist um einiges teurer“. ergänzt Ulrike Ehrenberg-​Bader.
Es sei verständlich, dass die Fernuniversität Hagen nur zwei Studienzentren in Baden-​Württemberg fördern will. Doch da es sich um eine Einrichtung Nordrhein-​Westfalens handele, könne man auch nicht mit Hilfe auf Bundesebene rechnen. Die Aufgabe müsse von Land, Kreis und Stadt gemeinsam bewältigt werden.
Die Stadtverwaltung machte ziemlich schnell deutlich, dass sie die 100 000 Euro nicht übernehmen kann. Doch laut Dr. Joachim Bläse versuche man ein neues Konstrukt der akademischen Weiterbildung in Schwäbisch Gmünd zu schaffen. „Wir klappern gerade alle Hochschulen ab. Nach Ostern können wir voraussichtlich bereits die ersten Ergebnisse liefern“, ist der Erste Bürgermeister überzeugt.
2009 strukturierte sich die Fernuni außerhalb von NRW komplett neu. Schwäbisch Gmünd bewarb sich um das einzige württembergische Studienzentrum, doch den Zuschlag erhielt Stuttgart vor zwei Jahren. Trotz allem wollte das Land die vorhandenen Studienzentren weiter unterstützen. Doch das Wissenschaftsministerium ließ letztes Jahr verlauten, dass man die Finanzierung einstelle. Die Vertragspartner ZFLS und Hagen wollen die Aufwendungen der Stadt nicht tragen, daher schlug der Gemeinderat letzte Woche vor, die Beteiligung zu beenden.

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