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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

IT-​Spezialist und HfG-​Absolventen aus den Reihen der Gmünder Feuerwehr begeistern die Fachwelt

Eine kleine Gmünder Firma überrascht die ganz große Fachwelt. BOS Connect GmbH stellt auf der weltgrößten Brand– und Katastrophenschutzmesse Interschutz Patente und Produkte vor, welche die drei Tüftler und Gestalter mit der Praxiserfahrung als aktive Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Schwäbisch Gmünd entwickelt haben.

Freitag, 12. Juni 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 35 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND/​HANNOVER (hs). Da verbirgt sich hinter dem Messestand eine bemerkenswerte Gmünder Erfolgsgeschichte, die zum einen aus dem ehrenamtlichen Engagement in der Feuerwehr entstammt, aber auch seine Wurzeln in der Hochschule für Gestaltung hat. Normalerweise hätte eine solche Nachwuchsfirma kaum eine Chance, für zehntausende Euro einen Platz auf der prominent besetzten Weltmesse Interschutz zu mieten. Das Förderprojekt der Bundesregierung „Innovation made in Germany – jung und innovativ“ fand jedoch Gefallen am Engagement der Gmünder. Im Rahmen des Förderprogramms wurde die Messepräsenz ermöglicht.
Die Firma BOS Connect hat ihren Sitz an der Sebaldstraße, dem Feuerwehrhaus Florian gleich gegenüber gelegen. Kein Zufall. Das ist auch leicht zu erkennen, wenn bei Alarm die Belegschaft (Sascha Bollin, Gero Nicklas und Julia Stäbler) über die Straße saust, um vom „Bürozwirn“ in die Einsatzklamotten freiwilliger Feuerwehrleute zu wechseln.
Sascha Bollin ist erfahrener IT-​Spezialist und Zugführer bei der Feuerwehr. Gero Nicklas und Julia Stäbler sind Absolventen der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd und teilen mit Bollin die Feuerwehrbegeisterung. Ein starker Synergieeffekt, weil vor allem bei Tagalarmen die Personalverfügbarkeit bei allen freiwilligen Feuerwehren immer schwieriger wird. Das Trio hat die verantwortungsvolle ehrenamtliche Tätigkeit nun sozusagen zum hauptamtlichen Problemlöser ausgebaut. Aus eigener Anschauung heraus und in vielen Gesprächen mit anderen Feuerwehrleuten greifen sie technische und organisatorische Frage– und Problemstellungen auf und gestalten Lösungen.
Das System „Funkfeuer“ ist beispielsweise bereits Verkaufsschlager und greift unter anderem die besagte Problematik mit der Tagesverfügbarkeit der freiwilligen Feuerwehrkräfte auf. „Funkfeuer“ ist natürlich auch auf andere Hilfsorganisationen übertragbar.
„Funkfeuer“ ermöglicht dank modernster Kommunikationstechnik einem Feuerwehrkommandanten oder einer Leitstelle im Einsatzfall in Echtzeit einen sofortigen Überblick über Anzahl, voraussichtliche Eintreffzeit auch Qualifikation der am Arbeitsplatz oder daheim alarmierten Kräfte. Einer der größten Vorteile: Schon in der ersten Minute kann gegebenenfalls eine Nachbarfeuerwehr nachalarmiert werden, sollten eigenes Personal zu knapp oder die Anfahrtszeiten zu lange werden. Im Extremfall kann „Funkfeuer“ also Menschenleben oder auch Millionenwerte retten. Und ein Kommandant hat stets einen beruhigenden Überblick. Für die Verwaltung einer Feuerwehr liefert das System zudem noch viele weitere Erleichterungen, um das Leben eines oftmals ehrenamtlich tätigen Feuerwehrkommandanten enorm zu erleichtern.
Auf der Interschutz nun eine Weltpremiere, denn die Tüftler aus den Reihen der Gmünder Feuerwehr haben sich hierfür auch gleich das Patent sichern lassen. „BOS Cam“. Draußen wissen, was drinnen wartet, so lautet das Motto. Hintergrund sind Erfahrungen aus besonders kritischen Gefahrguteinsätzen bei Havarien beispielsweise in Speditionen, Chemiebetrieben und auch bei Lkw-​, Schiffs– oder Bahnunfällen. Zunehmend sind hierbei gefährliche Stoffe mit speziellen und oft auch komplizierten Beschreibungen auf den jeweiligen Tanks, Fässern, Containern usw. im Spiel. Die Feuerwehrleute gehen dann zunächst zur Erkundung in sogenannten Vollschutzanzügen vor. Anstrengend und fehlerträchtig müssen dann über Funk die Gefahrstoffe und die Lage nach draußen zur Einsatzleitung buchstabiert und geschildert werden, um über weitere Maßnahmen zu entscheiden. „BOS Cam“ ist nun ein Kamera– und Infosystem, das für Schnelligkeit und Genauigkeit sorgt. An einem Handstab wird die speziell entwickelte, funkensichere Kamera mitgeführt. Das Gerät wird durch ein einfaches Handzeichen ausgelöst und übermittelt die Bilder von komplizierten Gefahrgutaufschriften oder vom Schadensausmaß auf einen Computer oder auf ein Smartphone in der Kommandostelle oder direkt in die Hände des Einsatzleiters. 1500 Aussteller aus 51 Nationen sind auf der Interschutz vertreten. Die Leitmesse für Sicherheitstechnik findet nur alle fünf Jahre statt. Entsprechend groß ist der Ansturm des Fachpublikums aus aller Herren Länder. Gleich am ersten Tag musste das Trio aus Gmünd alle Register ihrer Englisch– und Französischkenntnisse ziehen, denn die praktischen Feuerwehr-​Lösungen aus der „Region der Talente und Patente“ (Ostwürttemberg) fanden bereits rege internationale Nachfrage.

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