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Der Feuerwehrverband stellt Maßnahmen für die Freiwilligen Feuerwehren vor

Klaus Kurz kommt direkt vom Einsatz, muss sich erst noch umziehen: Mit der RZ spricht der Chef des Kreisfeuerwehrverbands über die Sorgen der Wehren und über deren Zukunft. Über Zwangsrekrutierungen, Kindergruppen und Anerkennung, wie sie im Strategiepapier „Freiwillig stark“ gefordert wird.

Sonntag, 14. August 2016
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 27 Sekunden Lesedauer

Wenn der Verbandsvorsitzende sagt, die Zahlen der rund 50 Freiwilligen und Werksfeuerwehren im Ostalbkreis seien noch stabil, liegt die Betonung bei „noch“. Noch ist hier davon auszugehen, dass im Brand– oder Katastrophenfall schnell und kompetent Hilfe zur Stelle ist. Noch wird nicht zum Instrument der Zwangsrekrutierung gegriffen.
In Utzmemmingen in Riesbürg im östlichen Ostalbkreis gab es eine kritische Situation, erzählt der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands, der die Interessen der Feuerwehren vertritt: Die Mitgliederzahl der Wehr dort war so gesunken, dass sie nicht mehr einsatzfähig war – und so haben die Feuerwehrler an alle Haushalte rote Löschkübel verteilt, mit dem Hinweis, dass es ihrer Wehr an Mitgliedern fehlte, Hilfe im Notfall mithin nicht länger selbstverständlich war. Das hat wohl sehr schnell Wirkung gezeigt.
Eine Zwangsrekrutierung ist für Kurz das letzte Mittel, kein probates obendrein: „Wenn Sie Leute in die Feuerwehr zwingen, müssen Sie denen erst mal nachweisen, dass sie den Piepser doch gehört haben, oder dass der Piepser nicht versagt hat.“ Wenn jemand nicht will, kommt er nicht, und wenn man nicht mit Herzblut dabei ist, hat’s auch keinen Wert. Davon ist Kurz überzeugt.
Auch wenn die Mitgliederzahlen noch stimmen, gibt es vielerorts längst ein Problem mit der Tagesverfügbarkeit: Tagsüber, wenn die Pendler unterwegs sind, deren Arbeitsplatz zu weit entfernt ist, oder deren Arbeitgeber trotz eindeutiger gesetzlicher Regelungen keinen Brandeinsatz zulassen, gibt es kaum noch ausreichend Aktive im Ort, um bei einem Brand effektiv helfen zu können.
Der Landesfeuerwehrverband beschäftigt sich seit Jahren mit dem Problem. Ein ganz wichtiger Punkt ist die Nachwuchswerbung. „In einer Karikatur stehen die Hilfsorganisationen vor dem Kreissaal und fangen die Babies ab“: Mit dem Blick auf diese Karikatur geht Kurz auf das Gerangel um die Kinder ein. Wenn Jugendliche 18 Jahre alt sind, wurden sie in der Regel längst von einem der sport– oder musiktreibenden Vereine „eingefangen“, und auch das Jugendrotkreuz, DLRG oder THW bemühen sich intensiv ums Jungvolk. Deshalb reagierte auch die Feuerwehr zunächst mit den Jugendfeuerwehren, immer öfter auch mit Kindergruppen, wie sie in Gmünd hervorragend angenommen wird. So eine Gruppe müsse natürlich anders begleitet werden als die Jugendfeuerwehr; pädagogisches Programm und pädagogisch geschulte Begleiter seien unabdingbar: „Da kann ich nicht einfach ein paar Aktive abstellen.“ Anstrengend sei es; die Jüngsten forderten Zeit und Aufmerksamkeit, aber die Ergebnisse bestätigten diesen Ansatz. Derzeit gibt es im Kreis vier Kindergruppen mit 59 „Stöpseln“. Wer in der Kindergruppe ist, freut sich auf die Jugendfeuerwehr, und aus ihr rekrutieren sich die allermeisten Aktiven.
Das ist bei weitem nicht alles. Der Landesverband hat ein Strategiepapier „Freiwillig Stark“ erarbeitet, das aufzeigt, was Land, Kreis und Stadt oder Gemeinde tun können, um Leute zu halten, gar neue Mitglieder für die Wehr zu gewinnen. Angeregt wird der freie Eintritt in die Bäder ebenso, wie die Mitgliedschaft im Fitnessclub zu fördern.
Manche der angedachten Vorschläge, so räumt Kurz sein, seien „sehr hoch angesetzt“ und würden eine Gemeinde in rechtliche Schwierigkeiten bringen – etwa bei Begünstigungen in der Bauplatzvergabe, bei Steuerbefreiungen oder beim Bonus auf Gewerbe– und Grundsteuer. „Das geht nicht, aber es war gut, es mal anzudenken.“ Anderes wurde in Gmünd bereits aufgegriffen, als sich OB Arnold gemeinsam mit dem Tübinger OB für die Anerkennung dieses Ehrenamtes durch Entgeltpunkte in der gesetzlichen Rentenversicherung bzw. vergleichbare Zahlungen in entsprechende Versorgungssysteme stark gemacht hat.

Mehr in der Rems-​Zeitung vom 15. August.

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