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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Hermann Koehler — ein Opfer des Nationalsozialismus

In zweifacher Weise erinnert die Stadt Schwäbisch Gmünd heute an den 75. Todestag des Gmünder Bankiers Hermann Koehler, der der Mordmaschinerie der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Die Rems-​Zeitung befasst sich in einem Kommentar mit diesem Thema.

Donnerstag, 08. November 2018
Gerold Bauer
1 Minute 56 Sekunden Lesedauer

Zunächst findet um 18 Uhr eine Kranzniederlegung am Gedenkstein in der Grabenallee (in Höhe der Stadtvilla) statt. Anschließend beginnt um 18.30 Uhr eine Gedenkfeier in der Johanniskirche. Hermann Koehler, 1876 geboren, war ein Mann des Bürgertums, seit 1924 Direktor der Deutschen Bank in Stuttgart und seit 1928 Aufsichtsratsmitglied der Daimler-​Benz AG. Dem Nationalsozialismus stand er kritisch gegenüber. 1943 unterhielt sich Koehler im Schnellzug von München nach Stuttgart mit zwei Bankpartnern und prophezeite dem Nationalsozialismus ein baldiges Ende. Diese Worte bekam zufällig ein mitreisender Parteigenosse mit - sie reichten aus, um Koehler zu verhaften, zum Tode zu verurteilen und hinzurichten.

Lesen Sie dazu den RZ-​Kommentar:

Nein, nie wieder!

THEMA: Wohin es führt, wenn man einer bestimmten Ideologie huldigt

Von Gerold Bauer

Früher war alles besser. Eine Mehrheit der Menschen hat sich im Rahmen einer Studie dergestalt geäußert. Die meisten Befragten meinten damit natürlich die unter dem Gesichtspunkt der Nostalgie im besten Licht erscheinende gute alte Zeit. Leider gibt es in Deutschland aber immer noch (oder wieder) Menschen, bei denen dieses „früher“ bis in die Zeit des Nationalsozialismus zurück reicht. Es war ja nicht alles schlecht, wird dann argumentiert, ohne die wirklichen Zusammenhänge zu erfassen. Doch, es war alles schlecht! Und zwar deshalb, weil auch die scheinbar guten Ansätze letztlich nur dem einen Zweck dienten: Einen völlig abstrusen Rassenwahn und einen ins Unendliche übersteigerten Nationalismus zur Realität werden zu lassen. Nachdem das tausendjährige Reich zwölf Jahre später in Schutt und Asche lag, haben sich die Menschen geschworen, dass sich so etwas nie wiederholen dürfe. Doch die Zeit heilt nicht nur Wunden, sondern trübt auch das Gedächtnis und schaltet dergestalt Warnsignale ab, wenn politische Extremisten die gleichen Wege im Sinn haben, die schon einmal ins Verderben führten und mit Sicherheit auch bei einer Neuauflage führen würden. In den 20er-​Jahren fing ja auch alles mit politischer Propaganda an, die vielen als vernünftige Alternative zu den bitteren Nachwehen des Ersten Weltkriegs und des Versailler Vertrags erschienen. Da kam plötzlich aus dem Nichts heraus einer, der den Menschen den Himmel versprach und ihnen erzählte, dass sie allein durch ihre Nationalität etwas Besseres seien, als all die anderen. Diese Botschaft kam so gut an, dass die Menschen irgendwann bereit waren, auf die einst hart erkämpfte Demokratie freiwillig wieder zu verzichten. Gewisse Paralellen zu Entwicklungen in manchen Staaten und auch hier in Deutschland drängen sich auf. Wer im Nationalismus einen neuen Weg sieht, möge das Schicksal von Hermann Koehler betrachten und dann sagen: Nein, nie wieder!

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