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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Die Wasserstoff-​Lobby in Gmünd

Foto: tv

Der Energieträger Wasserstoff ist ein Hoffnungsträger. Vor allem, um Deutschlands Industrie klimaneutral zu bekommen. Eine fleißige Lobby verfolgt jedoch ihre eigenen Ziele. Sie fordert Steuergeld und verbreitet Fake news. Mittendrin: Schwäbisch Gmünd.

Freitag, 27. Januar 2023
Thorsten Vaas
1 Minute 51 Sekunden Lesedauer

Man sieht ihm die Blamage an. Da bleibt der Mann mit seinem Auto mitten in der Pampa liegen, das Benzin ist alle. Wie peinlich. Er greift sich den Ersatzkanister und marschiert los. „I’m walking“, kilometerweit am Straßenrand auf der Suche nach einer Tankstelle. Man leidet regelrecht mit dem Kerl, der zu Fats Dominos Evergreen durch die Aral-​Werbung von 1991 spaziert. Ein mitunter schweißtreibendes Schicksal, das mehr als 30 Jahre nach der Ausstrahlung des Werbespots manche Fahrerinnen und Fahrer im Ostalbkreis ereilen kann. Welche, die ein Wasserstoff-​Auto fahren. Denn eine Tankstelle dafür gibt es weit und breit noch nicht. Dafür eines dieser seltenen Fahrzeuge. Es steht in der Kfz-​Werkstatt der Gewerblichen Schule Schwäbisch Gmünd. Der Tank: leer. Die Tankstelle: weit entfernt. Und jetzt?

„Tanken ist nicht so wichtig“, sagt Andreas Krug, Theorie-​Fachlehrer an der Gmünder Schule, wo im Herbst vergangenen Jahres das Auto angeliefert wird. Die Technik unter der Motorhaube interessiert ihn und seine Kollegen, fahren ist zweitrangig, momentan gar unnötig. Es ist ein Testwagen, der knapp 44.000 Kilometer unterwegs war, nun als Dauerleihgabe auf dem Hardt steht und Azubis als Ausbildungsobjekt dient. Ein wichtiges Zukunftsthema für Schulleiterin Sabine Fath: „Händler und Hersteller haben Interesse daran, dass die Ausbildung an einem solchen Fahrzeug funktioniert.“ Wen wundert’s. Wasserstoff, das kleinste Element im Periodensystem, trifft auf großes Interesse. Besonders in Schwäbisch Gmünd, wo auf dem Aspenfeld neben dem Gewerbegebiet Gügling ein Technologiepark entstehen soll.

Neun Millionen Euro hat das Land Baden-​Württemberg Gmünd dafür versprochen, um hier an der energetischen Zukunft zu forschen, die Deutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045 helfen soll. Wasserstoff, kurz H2, ist dafür ein wesentlicher Baustein. „Wir wollen vorbereitet sein“, sagt Fath; dass junge Menschen in Gmünd bald eine Zusatzqualifikation für diese Antriebstechnologie erwerben können, beweist Weitsicht. Denn eher früher als später braucht die Stahl-​, Zement-​, Flug– und Versorgungsindustrie Experten, die mit Brennstoffzelle und Wasserstoff umgehen können.

Während sich Fath und ihr Kollegium so auf die Zukunft vorbereiten und alles dafür tun, diese Expertise in die Region zu holen, treibt eine rege Lobby die guten Absichten jedoch in die Irre. Es geht um Ideologie, eine Menge Geld und fadenscheinige Argumente. Deutlich wird das bei einer Versammlung im Gmünder Congress Centrum Stadtgarten am vergangenen Dienstag. Vertreter von Fahrzeugherstellern sprechen über ihre Vorstellung vom Transportwesen. Sie fordern Geld. Und verbreiten Fake news.

Die ganze Geschichte über die Wasserstoff-​Lobby lesen Sie am Samstag in der Rems-​Zeitung.

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Essay: Der Wasserstoff, aus dem Gmünder Träume sind

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