Marginalie: Und plötzlich hielt das Papamobil
Grafik: RZ-Archiv
Dass Schwäbisch Gmünd wie ein katholisches Eiland in einem weitgehend protestantischen Meer liegt, ist nicht gerade neu. Sonst wäre Gmünd früher nicht mit so putzigen Beinamen wie „Schwäbisch Nazareth“ belegt worden. Dass aber der vor kurzem verstorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. fast ein Gmünder ehrenhalber war, dürfte wahrscheinlich nicht ganz so bekannt sein. Warum, hat unser Autor Hans Riedl herausgefunden.
Sonntag, 08. Januar 2023
Franz Graser
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Aber wenn der Papst nicht nach Gmünd gekommen ist, dann sind zumindest einige Gmünder eben zum Papst gekommen – beziehungsweise zum Kardinal Ratzinger, als er noch nicht auf dem Stuhl Petri saß.
Und oft sind es ja die Frauen, denen es leichter fällt, den Kontakt zu solch hochgestellten Persönlichkeiten herzustellen und das Eis zu brechen. Ganz ähnlich ist es vor langer Zeit einmal der Frau eines Kollegen gegangen. Als sie in der Oberstufe im Leistungskurs Religion war, fiel ihr die Aufgabe zu, den Weihbischof Kuhnle zu begrüßen, der seinerzeit die Schule besuchte. Weil sich die Jungs nicht trauten, holte sie den Weihbischof ab, als sein Wagen vorfuhr. Dabei war sie die einzige Evangelische im Kurs.
Jahre später, der Kardinal war mittlerweile zum Papst gewählt worden, war das Mesner-Ehepaar wieder in Rom. Bei der Papstaudienz auf dem Petersplatz standen die beiden in der ersten Reihe, und als Papst Benedikt vorbeifuhr, sagte Frau Weinmann in ihrem bayerischen Dialekt „Grüß Gott“. Das Papamobil hielt an, und der Papst reichte dem Ehepaar die Hände zum Gruß.
Warum aber ist Ratzinger quasi ein Gmünder ehrenhalber gewesen? Das hat mit dem Altersgenossenverein 1927 zu tun, dem der Heimatdichter Oskar Kucher angehörte, der 2018 verstarb. Kucher hatte dem Kardinal zu den jeweiligen Altersgenossenfesten einen Brief geschrieben. Zum 80er-Fest im Jahr 2007 setzte Kucher wiederum ein Schreiben auf und übergab es dem Ehepaar Weinmann, das wieder einmal nach Rom reiste. Die Weinmanns nutzten ihre Kanäle in der Ewigen Stadt. „Der Brief hat den Papst erreicht“, schmunzelt der frühere Münstermesner noch heute. Und so kam es, dass der AGV 1927 über beste Kontakte zu Benedikt XVI. verfügte.
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