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Wasserstoff in Ostwürttemberg: Scheitern mit Ansage

Foto: tv

Die Wasserstoff-​Akteure im Ostalbkreis sind sich sicher, dass ihre Vorhaben funktionieren. Zum Beispiel die Wasserstoff-​Erzeugung auf der grünen Wiese in Gmünd. Im Bildungs– und Finanzausschuss des Kreistags befürworten das Kommunalpolitiker, obwohl die Wirtschaft andere Wünsche hat und die Wissenschaft andere Wege vorschlägt. Eine Sektion der Statements.

Freitag, 01. März 2024
Thorsten Vaas
1 Minute 34 Sekunden Lesedauer

Liest man die Vorlagen des Kreistags und hört die Statements des Gremiums, muss man von zwei unterschiedlichen Welten bei der Energiewende ausgehen. Die Welt politischer Hoffnungen und die Welt wissenschaftlicher Erkenntnisse. Auf der einen Seite sind die durchschnittlichen Mittelständler, sie brauchen vor allen Dingen eines: Grünen Strom, um klimaneutral produzieren zu können. Was Politiker dagegen liefern wollen, ist Wasserstoff (H2), der zunächst aufwändig und verlustreich per Ökostrom hergestellt werden muss. Er kommt deshalb nur für einen ausgewählten Kreis an Firmen in Frage – im Ostalbkreis gibt es mit der Papierfabrik Palm eine Firma, im Kreis Heidenheim ist es Schwenk Zement. Insgesamt also zwei Unternehmen in Ostwürttemberg. Dennoch sprechen Kommunalpolitiker im Ausschuss von unheimlich großen Mengen, sie stellen eigene Rechnungen mit Zahlen auf, die sich mit nichts vergleichen lassen. Teil dieser Geschichte ist der Elektrolyseur in Schwäbisch Gmünd. Mit ihm soll aus Strom und Wasser Wasserstoff produziert werden. Obwohl es genug Beispiele für die Unwirtschaftlichkeit solcher lokalen Inselprojekte gibt, ist der Bildungs– und Finanzausschusses des Kreistags überzeugt von diesem Weg. Die Aussagen des Gremiums lassen sich sezieren und einordnen.
„Ohne eine ausreichende Wasserstoffversorgung ist keine erfolgreiche Energiewende möglich.“ Diese Feststellung von Thilo Rentschler (SPD) in der Sitzung Ausschusses war allgemeiner Konsens und das letzte wissenschaftlich wie wirtschaftlich haltbare Statement. Was danach folgt, sind Wünsche und Hoffnungen, statt Fakten und Lerneffekte aus Erfahrungswerten. Forscher und Ökonomen sehen H2 vor allem in der Stahl-​, Zement– und Chemieindustrie als alternativlos an, um das bundesdeutsche Ziel von Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Als unwirtschaftlich hingegen gelten Heizungen und Brennstoffzellenfahrzeuge wie Autos, oder Lastwagen – all das kann und soll wie viele weitere Industrieanwendungen elektrifiziert werden. Denn die direkte Nutzung von Strom ist immer günstiger und effizienter als der Umweg über Wasserstoff. Vereinfacht gesagt ist es nämlich so: Wer vorne in einen Elektrolyseur Strom steckt, bekommt an der Tankstelle nur rund 25 Prozent der Energie zurück. Das macht Wasserstoff teuer.

Ostwürttemberg will ihn trotzdem. Um jeden Preis. Mehr dazu lesen Sie am Samstag in der Rems-​Zeitung.

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