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Hans Bendl ist gestorben

Foto: Marc Scheloske

Mit Hans Bendl aus dem Schwäbisch Gmünder Stadtteil Bargau ist die Stimme und der Chronist der regionalen Leichtathletik am vergangenen Sonntag kurz vor seinem 80. Geburtstag gestorben. Ein Nachruf von Marc Scheloske.

Mittwoch, 05. April 2023
Alex Vogt
2 Minuten 28 Sekunden Lesedauer

„Leichtathletik ist die vermutlich älteste Sportart der Welt“, sagte der verstorbene Hans Bendl gelegentlich. Nach einer kurzen Pause ergänzte er: „Und ganz sicher ist es die Schönste.“ Und wenn er das sagte, dann musste es stimmen. Im Sport kannte er sich aus, in der Leichtathletik wie kaum ein Zweiter. Die olympische Kernsportart war seine große Leidenschaft.
Ganze Generationen von Leichtathleten kennen die Stimme von Hans Bendl. Schon außerhalb des Stadions hörte man, wenn der Leichtathletikexperte aus Bargau das Geschehen auf der Laufbahn kommentierte. Fachkundig und umsichtig. Natürlich kannte er alle Rekorde, natürlich kannte er die Bestleistungen der Athleten. Er war immer perfekt vorbereitet.
Über Jahrzehnte hinweg war er die Stimme der Leichtathletik. Egal, ob bei regionalen Wettkämpfen in Schwäbisch Gmünd und Umgebung oder bei Deutschen Meisterschaften in Ulm oder Stuttgart: Mit dem Stadionmikrofon in der Hand war Hans Bendl in seinem Element.
Und überhaupt: seine Stimme. Unverkennbar, sonor und auf den Punkt. Aber niemals zu laut. Er drängte sich mit ihr nicht in den Vordergrund, es ging ihm um die Sache. In einem lauten Fußballstadion hätte das nicht funktioniert, in der Leichtathletik passte es. Die Stimme als Spiegel eines Wesens.
Viele Hundert Einsätze als Stadion– und Hallensprecher, eigentlich ist das genug. Bei Hans Bendl war es nur ein kleiner Teil seines Engagements. Er liebte die Leichtathletik und er lebte für sie. Und das bevorzugt im Hintergrund. Herausgehobene Ämter und Funktionen? Viele Jahre brachte er seine Erfahrungen als stellvertretender Vorsitzender im Leichtathletikkreis Ostalb ein, mehr wollte er nicht. Ihm ging es um die Sache, im Scheinwerferlicht sah er lieber andere. In der Einzelsportart Leichtathletik war er der Mannschaftsspieler. Er engagierte sich, damit andere glänzen konnten. Und freute sich über deren Erfolge. Ganz besonders, wenn es Sportler aus Bargau waren.
Der TV Bargau und deren Leichtathleten im Trikot der LG Staufen lagen ihm seit jeher am Herzen. Hinter den Kulissen liefen die Fäden bei ihm zusammen. Er organisierte, plante und: er schrieb. Über ein halbes Jahrhundert lang. Bis zuletzt verfasste er Artikel für die Website und verantwortete jahrelang die Turnerpost des TV Bargau. Viel Recherche, viel Fleißarbeit, das passte zu Hans Bendl.
Das Schreiben war seine zweite Passion. Zu Studienzeiten hatte er damit geliebäugelt, Sportjournalist zu werden. Studium von Deutsch und Gemeinschaftskunde. Als Lehrer in Heubach unterrichtete er zudem noch Geographie und Geschichte. Den Journalismus betrieb er nebenbei.
Und wie! In den 1970er-​Jahren übernahm er die Pressearbeit für die damals noch junge LG Staufen. Er schrieb, er interviewte und dokumentierte. Mehr als 40 Jahre lang war sein Kürzel „ben“ in den Zeitungen zu lesen. Erst 2015 legte er sein Amt in jüngere Hände. Seitdem schrieb er seltener, zu besonderen Anlässen.
Aber gefragt war Hans Bendl weiterhin: sein Erfahrungsschatz, seine Besonnenheit, seine Weitsicht. Als Ansprechpartner und Ratgeber. In Bargau und natürlich bei seiner Leichtathletikgemeinschaft: der LG Staufen. An der Neukonstitution des Leichtathletikkreises Ostalb war er in den vergangenen Wochen noch maßgeblich beteiligt. Sein herausragendes Engagement für die Leichtathletik wurde schon vor vielen Jahren gewürdigt. Unter anderem mit der Verdienstplakette des Württembergischen Leichtathletikverbandes.
Wichtig war ihm das nicht. Er applaudierte lieber den anderen. Und als ihm die Auszeichnung als „Gmünder Sportpionier“ angetragen wurde, lehnte er diese freundlich und dankend ab. Das Scheinwerferlicht überließ er andere. Hans Bendl fühlte sich wohler als Beobachter. Er war der Chronist der Leichtathletik in der Region, er war ihre Stimme. Er hinterlässt seine Frau und seine beiden Töchter.

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